„Transition Town – Essen im Wandel“ im Jahr der Grünen Hauptstadt

Seit 2012 engagiert sich die Transition Town Initiative – Essen im Wandel für das Ziel, Verän­derungen hin zu klima- und ressourcenschonendem Verhalten an unserem Lebensort zu bewirken. Seitdem hat sie eine Reihe von Projekten ins Leben gerufen, allen voran die Gemeinschaftsgärten auf öffentlichen Flächen, eine Filmreihe, Bildungsveranstaltungen, schließlich Repaircafés und die Stadtteilnetzwerkgruppe mit freiem Lastenrad.

Im Jahr der Grünen Hauptstadt Europas – Essen 2017 konnten mit Unterstützung der Stadt zahlreiche neue Projekte und Ideen umgesetzt werden, von denen wir hier gerne erzählen möchten.

Zu dem elementar wichtigen Thema Ernährung, kann jede/r sofort und jeden Tag etwas beitragen. Dazu haben wir mit mehreren VHS-Veranstaltungen und Filmabenden Anregun­gen und Unterstützung geboten. Den 2015 erschienenen Lebensmittelführer „Gutes Essen in Essen“ haben wir vollständig überarbeitet und um aktuelle Informationen ergänzt. Mit Projektmitteln der GHE konnte er in einer Stückzahl von 12.000 gedruckt werden und wird nun an interessierte Bürger*innen z.B. im Rathaus und der VHS ausgegeben. Auch die Gemeinschaftsgärten unserer Stadt sind dort aufgelistet. Ihre Zahl hat sich 2017 – durch Bereitstellung von Potenzialflächen von Seiten der Stadt und dem Engagement aus der Bevölkerung – mehr als verdoppelt.

Zahlreiche Palettenbauworkshops haben die Gartenentwicklung vorangebracht. Pflanzkästen, Hochbeete, Häuschen für Garten­geräte, Tomatendächer sowie Insektenhotels und Vieles mehr wurde gemeinsam gezimmert und die Teilnehmenden konnten unter Anleitung ihre eigenen Fähigkeiten kennen lernen. So ist auch der mobile Garten entstanden und hat die Idee der Gemein­schaftsgärten an vielen Orten der Stadt bekannt gemacht. Wie wäre es, wenn wir uns diese Ansätze bewahren und Essen zu einer Essbaren Stadt machen? Wir finden: Eine schöne Idee und ein tolles Projekt, bei dem wir gerne dabei sind.

Die drei besonderen Tage „Säen, Ernten, ESSEN“ haben die Gärtner*innen zu verschiede­nen Aktionen inspiriert und die Gärten einer größeren Anzahl von Bürger*innen bekannt gemacht. Das Besondere: Schöne Fahrradrouten führten von Aktion zu Aktion, von Garten­führung zu Gartenquiz, vom Bau eines Insektenhotels zum gemeinsamen Kochevent. Und natürlich kam auch die Entspannung in den Gärten nicht zu kurz.

In den Gemeinschaftsgärten selbst ist über das Jahr hinweg viel passiert: Es wurden Gärtnerkurse angeboten, so z.B. zwei Sensenmähkurse und ein Kurs zum Bau von wachsenden Weidentipis, die im Gemeinschaftsgarten in Kettwig bewundert werden können. In mehreren Gärten haben Bienenvölker ihren Platz gefunden und Kurse, um das Imkern zu lernen, sind ebenfalls durchgeführt worden, Beerensträucher wurden gepflanzt und ein Gewächshaus konnte angeschafft werden.

Ein neues Projekt ist die „Nachhaltige Nachbarschaft“. Gleich zweimal fand im vergangenen Jahr an der VHS ein Kurs statt. Das Konzept basiert auf dem Handbuch „Transition Streets“ von Rob Hopkins, dem Begründer der Transition Town Bewegung. Mit Hilfe der deutschen Übersetzung (danke an TT Bielefeld) haben sich Interessierte mit uns gemeinsam mit den Themen Energie, Wasser, Ernährung, Konsum und Mobilität beschäftigt. Intensiv, mit viel Engagement und Kreativität, haben die Kurs-Teilnehmenden diskutiert, was wir alle ganz konkret in unserem Alltag verändern können und wollen. Das Konzept ist so gedacht, dass Jeder mit Nachbarn oder Freunden die Themen behandeln und eigene Umsetzungskonzepte entwickeln kann. So können das Wissen und die Motivation etwas im direkten Lebensumfeld zu verändern, immer weitergetragen werden. Das Handbuch haben wir inzwischen auf die Essener Situation angepasst und die Grüne Hauptstadt hat den Druck von 30 Exemplaren finanziert. Wir finden: Ein spannender Ansatz, den wir gerne noch bekannter machen möchten. Und so gibt es auch 2018 bereits zwei Termine an der VHS (11. April und 21. Juni), um mit allen Interessierten zu überlegen, wie wir eine größere Verbreitung dieses Konzeptes in unserer Stadt erreichen können.

Unabhängig davon, aber thematisch sehr eng verbunden, ist die „Zero Waste“ Idee. 2017 gab es verschiedene Projekte/Installationen, die sich mit dem Thema Plastik auseinander­gesetzt haben. Das Thema hat uns schon länger beschäftigt, aber genau im letzten Jahr fiel dann der Startschuss für eine Arbeitsgruppe. Regelmäßig an jedem zweiten Dienstag im Monat treffen sich Interessierte an wechselnden Orten in Rüttenscheid. Auch ein Thema für Sie? Dann kommen Sie doch einfach vorbei. Kontakt: nachhaltigkeit@transitiontown-essen.de

Das größte Projekt, das viele unserer Ressourcen beansprucht hat, war die Organisation und Durchführung von „AufRuhr. Die Wandelkonferenz“, die wir gemeinsam mit der Initiative für Nachhaltigkeit und dem Transition Netzwerk DACH organisierten. Die dreitägige Konferenz hat durch das vielfältige Workshop-Programm ebenso überzeugt wie durch das schöne Rahmenprogramm. Vierundzwanzig Workshops in sechs unterschiedlichen Themensträngen zeigten die Vielfalt der Wandelthemen – von Politik über Wirtschaft, Verwaltung und Gesellschaft bis hin zu ganz praktischen Erprobungen, gemeinsamer Musik und Entspannung. Dabei spielten nicht nur lokale und regionale Ansätze eine Rolle, sondern es gab auch die Möglichkeit europäische Projekte und Ideen kennenzulernen. Rob Hopkins, der Begründer der Transition Town Bewegung, besuchte bereits 2016 nicht nur die Jubiläumsveranstaltung des Wuppertal Instituts, sondern begab sich „In Tra(I)nsition“ mit der S9 von Wuppertal nach Essen. Die interessante Diskussion mit der Projektleiterin der GHE, Simone Raskob, in guter Erinnerung, konnten wir ihn davon überzeugen, Essen noch einmal im Jahr der Grünen Hauptstadt zu „AufRuhr. Die Wandelkonferenz“ zu besuchen. Zur öffentlichen Abendveranstaltung mit Rob Hopkins kamen rund 200 Gäste. Sie war ein besonderes Highlight und wir haben uns sehr gefreut, dass dies möglich war. Sie möchten mehr darüber erfahren? https://aufruhr.transitiontown-essen.de/

Einige Workshopthemen der AufRuhr greifen wir in diesem Jahr wieder auf und bieten die Workshops bei den monatlichen Transition Town Treffen (3. Dienstag im Monat) in der VHS erneut an. Wir wünschen uns, dass die vielfältigen Wandelimpulse weiterwirken, zahlreiche Menschen in Essen und der Region zum Mitmachen einladen und uns alle zu immer neuen Ideen inspirieren.

Ulrike Langer, Dr. Susanne Wiegel, Bilder: Seite 1, Frank Münter; Seite 2, TT Essen

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